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Grundlagentraining / Trainiere um zu trainieren (12-15 Jahre)

Ziel des Grundlagentrainings ist die Schaffung von koordinativen und konditionellen Leistungsvoraussetzungen mit großer Anwendungsbreite als Vorbereitung für das Aufbautraining. Für das folgende Aufbautraining ist eine hohe allgemeine Belastungsverträglichkeit zur Prävention von Krankheiten und Verletzungen sowie eine allgemeine hohe Resilienz notwendig. Neben der Entwicklung des Leistungsvermögens ist auch die (Weiter-)Entwicklung von Leistungsbereitschaft, Commitment und Identifikation mit der Sportart ein wesentlicher Faktor in dieser Phase. Die Freude am Sport und am Skilanglauf soll in diesen spannenden Jahren der Pubertät für die Jugendlichen bei allen Zielstellungen nicht zu kurz kommen (Schwirtz et al., 2010).

Faktoren der Resilienz:
Akzeptanz, Lösungsorientierung, Optimismus, Selbstregulation, Selbstverantwortung, Netzwerkorientierung und Zukunftsorientierung. (Meier, 2021)

Die hormonellen Ausschüttungen, die das Längenwachstum bedingen, verändern auch die Körperkomposition und das Verhalten. Dies gilt es in dieser Phase besonders zu beachten, denn die Pubertät hat große Auswirkungen auch auf das Zusammenspiel von Umfeld, Schule und Sport. Die allgemeine Einschätzung und Beurteilung von Situationen sind für den Athleten, aber auch für sein Umfeld nun erschwert durch die hormonelle Situation.
Folgend ist eine mögliche Längenwachstumsentwicklung von drei Jugendlichen gezeigt. Diese Darstellung zeigt auf, wie unterschiedlich die Verläufe schon im körperlichen Bereich sein können. Eine Darstellung der kognitiven Entwicklung wäre komplexer, würde aber ebenfalls große Unterschiede deutlich machen.

Ein theoretisches Szenario des Längenwachstums von zwei Jungen und einem Mädchen.

Das Mädchen erreicht in diesem Szenario ihr maximales Längenwachstum pro Jahr vor den beiden Jungen, wie es auch in Realität meist der Fall ist. Mädchen erreichen von 11-13 Jahren ihr maximales Längenwachstum, die Jungen von 13-15 Jahren. Bei den beiden Jungen ist der Unterschied zwischen retardierter und akzelerierter Entwicklung durch das um zwei Jahre spätere maximale Längenwachstum des Athleten sichtbar, auf die Größe im Erwachsenalter hat dies jedoch keinen Einfluss. In diesem Szenario ist das Gesamtwachstum des retardierten Athleten B insgesamt am größten. Zu frühe Rückschlüsse auf das Talent eines Para Sportlers sind nicht sinnvoll.

Das Training mit Jugendlichen kann nicht mit dem Erwachsenentraining gleichgesetzt werden. Einige Aspekte müssen angepasst oder berücksichtigt werden, wie z. B. die geringere anaerobe Kapazität der Kinder und Jugendlichen im Vergleich zu der der Erwachsenen, der kindliche Bereich der aeroben Ausdauer kann 85-90% der maximalen Herzfrequenz erreichen. Das Training mit Jugendlichen ist kein Training von kleinen Erwachsenen. Beispielsweise im Hinblick auf die geringere anaerobe Kapazität ist dies zu beachten. Der Bereich der aeroben Ausdauer kann 85-90% der maximalen Herzfrequenz erreichen. In Analogie zu Autos ist das Fahrwerk (der Bewegungsapparat) von Kindern weniger belastbar und die Größe des Motors geringer, was einen geringeren Verbrauch, geringere Abgase, aber auch geringere Leistung bedeutet. Das Herz- Kreislauf-System und auch stoffwechselbezogene Systeme, wie beispielsweise der Laktataufbau und -abbau, sind noch nicht ausgereift. Die Anpassung der Sauerstoffaufnahme nach Belastungsbeginn, die relativ höhere Mitochondriendichte und Fettoxidation sind Vorteile der Jugendlichen gegenüber Erwachsenen. Das Training sollte also nicht nur auf anaerobe Ausdauer ausgelegt sein, sondern eher dem Stop-and-Go des Stadtverkehrs ähneln, mit vielen Richtungswechseln sowie Raum und Zeitdruck zur Technikschulung.

Die extensive Dauermethode ist somit weniger geeignet als Übungen, die der natürlichen Bewegung von Jugendlichen ähneln mit Belastungszeiten unter 12-15 Sekunden und moderaten bis hohen Intensitäten. Besonders zu Beginn dieser Phase (ab zwölf Jahren) sind Spielformen, Staffeln und Übungen mit kurzen, explosiven Bewegungen mit koordinativem Anspruch für die Ausnutzung der für das koordinative Lernen notwendigen (sensiblen) Phasen gut geeignet. Zwischen den anaerob-laktaziden, anaerob-alaktaziden und aeroben wechselnden Belastungen erholen sich Kinder schneller. Auch über Nacht ist die Erholung besser als bei Erwachsenen (Ferrauti et al., 2020).
Die Qualität der sportlichen Technik sollte die Belastungsdauer der Teilabschnitte bestimmen und nicht umgekehrt. Bei z. B. Schrittsprüngen sollte der erste Sprung die gleiche technische Qualität haben wie der letzte. Dieser Grundsatz ist ebenso auf den Ausdauer- und Kraftbereich übertragbar und gilt nicht nur für das Koordinations-, Technik- und Schnelligkeitstraining (Schwirtz et al., 2010).