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Para
Langlauf

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Para
Biathlon

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Langlauftechnik Schlitten

Langjährige Erfahrungswerte und biomechanische Erkenntnisse auch aus dem olympischen Bereich sind Grundlage der folgenden Zieltechniken im Para Skilanglauf und Para Biathlon, die in der Anwendung angepasst an Körperbau, Kondition, Koordination und Situation als Orientierung für die Trainingspraxis dienen sollen. Weiter sollen sie als Leitbilder sowohl Grundlage für die Ausrichtung des Techniktrainings sein, als auch Motivation für die Athletinnen und Athleten im Streben nach der effizientesten und schnellsten Fortbewegung auf Ski und schnellen und sicheren Treffern am Schießstand.
Der Weg hin zur Perfektionierung dieser Techniken ist jahrelang - ein nie abzuschließender Prozess mit vielen Entwicklungsschritten. Phasen, in denen es evolutionäre Fortschritte durch Detailarbeit gibt, sind gefolgt von revolutionären Schritten, in denen durch neue Impulse, Blickwinkel, Körper- oder Materialveränderungen die Bewegungsvorstellung und -ausführung sich grundlegend anpassen muss. Um zielführende fertigkeitsangepasste und stabile innere Repräsentationen der Technikleitbilder als Grundlage für eine optimale Ausführung mit den Athletinnen und Athleten zu erarbeiten, gibt es in der Technikvermittlung verschiedene Werkzeuge. Wo paralympischer und olympischer Skilanglauf sich inhaltlich sehr nahe kommen, wurde sich an der bereits bestehenden Rahmentrainingskonzeption des DSV orientiert

Zum einheitlichen Verständnis der wichtigsten Begriffe der folgenden Technikbeschreibungen:

Definitionen

Für die Techniken im Schlitten werden Ebene, Anstieg und Abfahrt betrachtet. Abhängig von Geschwindigkeit und Gelände sind die meistverwendeten Techniken in folgendem Schaubild zugeordnet. Durch individuelle und situative Faktoren und Einflüsse wie der Behinderung, dem Schnee, dem Ermüdungszustand und den allgemeinen konditionellen Fähigkeiten werden angepasste Zuordnungen situativ notwendig.

Technik nach Gelände

Doppelstockschub in der Ebene im Schlitten

Der Doppelstockschub im Schlitten ist angelehnt an die Bewegungsmuster des Rumpfes und Oberkörpers des Doppelstockschubs der Steher*innen. Die fehlende oder reduzierte Rumpfarbeit macht eine höhere Position der Hände zu Beginn des Stockschubs notwendig. Dieser ist durch einen doppelseitigen Armschub und beidbeiniges Gleiten gekennzeichnet. Der Vortrieb entsteht aus Armen, Oberkörper und ggf. Rumpf. Durch Beugung des Oberkörpers mit einer hohen KSP Position (Position des Körperschwerpunktes) wird Kraft über die Stöcke auf den Schnee übertragen. Bei weichem Untergrund ist diese Kraft anzupassen. Je nach Behinderung kann der Grad der Oberkörperneigung stark variieren, ggf. ist die Kraftentwicklung auf die Schultern und die Arme konzentriert.

Die Effektivität der eingesetzten Kräfte hängt stark von der Körperpositionierung und den entsprechenden Gelenkwinkeln ab. Beim Vorholen der Arme legen Hände und Ellenbogen den kürzest möglichen Weg zur Ausgangsposition zurück. Ein Hohlkreuz muss vermieden werden.

Die optimale Bewegungsamplitude der Arme ist anzustreben, sie wird je nach körperlicher Voraussetzung, Geschwindigkeit und Hangneigung angepasst. Je nach Behinderung und resultierender Knieposition kann die Oberkörperbewegung sehr unterschiedlich ausfallen.

 

DSS

Je nach Behinderung und resultierender Knieposition kann die Oberkörperbewegung sehr unterschiedlich ausfallen.

 

Merkmale des Doppelstockschubs in der Ebene im Schlitten

Ausgangsposition

Stocksetzen

Armschubphase

Letzte Schubphase & Aufrichten

Mit nach vorne oben ausgerichtetem Oberkörper und lockeren Schultern endet das Vorholen des Stockes aus dem letzten Stockschub. Mit den Ellenbogen nah an den Stöcken, die Stockspitzen knapp über dem Boden wird das aktive Einsetzen in einem spitzen Winkel auf Höhe der Bindung, nah am Schlitten, vorbereitet. Der Blick ist nach vorne gerichtet. 

Beim aktiven Bodenkontakt der Stöcke bleiben Ellbogen- und Schultergelenk stabil. In dieser Phase wird die Bauchmuskulatur bestmöglich angespannt und Teile Oberkörpermasse aktiv auf die Stöcke gebracht, um die Gewichtskraft der eingesetzten Körperteile zu nutzen. Der erste vortriebsnotwendige Impuls in dieser Phase entsteht somit durch statische Kraft. Die Arm-Kopf-Rumpf Winkel bleiben gleich zur Ausgangsposition.

Durch Beugen des Oberkörpers erfolgt ein gleichzeitiger und zeitlich-räumlich abgestimmter dynamischer, stetiger vortriebswirksamer Impuls aus Arm– und Schultermuskulatur. Der Ellenbogenwinkel soll dabei möglichst lange konstant bleiben bis den Oberarm parallel zum Rumpf verläuft. Der obere Rücken ist leicht abgerundet.

Die Beugung endet im kleinstmöglichen Hüftwinkel. Der Stock wird bis zur Armstreckung mit Druck versehen. Am Ende des Schubes verbleiben Daumen und Zeigefinger am Stock, um das aktive Vorziehen der Arme und Stöcke mit dem nun wieder gleichzeitigen und abgestimmten Aufrichten des Oberkörpers hin zur Ausgangsposition zu kontrollieren. 

 

Ausbildungsschwerpunkte - Doppelstockschub in der Ebene im Schlitten

Ausgangsposition

Stocksetzen

Armschubphase

Letzte Schubphase & Aufrichten

Reihenbild seitlich

  • Höchste KSP-Position spürbar und sichtbar
  • Individuellen Hand-Kopf-
    Abstand beachten
  • Kopfhaltung neutral
  • Blick nach vorne
  • Schultern entspannt
  • Oberkörper nach vorne geneigt
  • Hohlkreuz vermeiden
  • Stockspitzen vor der Bindung knapp über dem Boden
  • Hand-Kopf-Abstand beibehalten
  • Leichtes Oberkörperbeugen
  • Stockeinsatz vor der Bindung
  • Auf den Stock wirkende Masse spüren und halten durch
  • Angespannte Arm-, Schulter- und Rücken-/Rumpfmuskulatur
  • Rückenbeugung (soweit möglich) in sich gleichmäßig
  • Dazu zeitlich-räumlich abgestimmter dynamischer Impuls aus Arm und Schulter über die gesamte Dauer der Bewegung
  • Kopfhaltung neutral zum Rücken
  • Ellenbogenwinkel konstant bis Oberarm auf Höhe Rumpf
  • Druck auf den Stock bis zur Armstreckung
  • Fingerkontakt zum Stock behalten
  • Dynamisch und kontrolliert den Stock am Körper nach vorne bringen
  • Gleichzeitiges und abgestimmtes Aufrichten des Oberkörpers bis hin zur Ausgangsposition
  • Stock in Ausgangsposition abstoppen mit kleinsten Fingern

Reihenbild frontal

  • Stöcke parallel
  • Stöcke nah am Schlitten
  • Blick nach Vorne
  • Hände im Blickfeld
  • Ellenbogen nicht aktiv angehoben
  • Hände schulterbreit
  • Ellenbogen ähnlich weit auseinander
  • Blick wandert mit dem Vorbeugen mit
  • Hände-Kopf-Dreieck bleibt unverändert
  • Bauch/Rumpf bestmöglich stabil
  • Hände nah am Körper
  • Blick wandert mit Rückenbeugung mit
  • Impulsdauer und -Intensität an Geschwindigkeit und Gelände angepasst
  • Schieben bis zum gestreckten Arm
  • Kurzes Stocklösen
  • Aufrichten und gleichzeitiges aktives nach vorne-oben streben
  • Hände bis zur Ausgangsposition beim Vorschwingen nah am Körper
Doppelstockschub im Anstieg im Schlitten

Der Doppelstockschub im Schlitten ist angelehnt an die Bewegungsmuster des Rumpfes und Oberkörpers des Doppelstockschubs der Steher*innen. Die fehlende oder reduzierte Rumpfarbeit macht eine höhere Position der Hände zu Beginn des Stockschub. durch einen doppelseitigen Armschub und beidbeiniges Gleiten gekennzeichnet. Der Vortrieb entsteht aus Armen, Oberkörper und ggf. Rumpf. Durch Beugung des Oberkörpers mit einer hohen KSP Position wird Kraft über die Stöcke auf den Schnee übertragen. Bei weichem Untergrund ist diese Kraft anzupassen. Die Effektivität der eingesetzten Kräfte hängt stark von der Körperpositionierung und den entsprechenden Gelenkwinkeln ab. Beim Vorholen der Arme legen Hände und Ellenbogen den kürzest möglichen Weg zur Ausgangsposition zurück. Ein Hohlkreuz muss vermieden werden.

Die optimale Bewegungsamplitude der Arme ist anzustreben, wird aber je nach körperlicher Voraussetzung, Geschwindigkeit und Hangneigung angepasst.

An Anstiegen ist die maximale Kraftanforderung pro Zyklus stark erhöht, was durch kürzere Armamplituden, Frequenzsteigerung, hangangepasste Stockwinkeländerung und deutlichere KSP-Vor/Hochverlagerung teilweise kompensiert werden kann. An steilen Anstiegen muss das Gleiten der Ski durch kurze Amplituden und hohe Frequenz unbedingt erhalten bleiben.

Merkmale

Ausgangsposition

Stocksetzen

Armschubphase

Letzte Schubphase & Aufrichten

Mit nach vorne oben ausgerichtetem Oberkörper und lockeren Schultern endet das rasche und dynamische Vorholen des Stockes aus dem letzten Stockschub. Mit den Ellenbogen nah an den Stöcken, die Stockspitzen knapp über dem Boden wird ein aktives Aufsetzen (Stoßen) in einem spitzen Winkel auf Höhe der Bindung , nah am Schlitten, vorbereitet. Die Augen und der Kopf sind nach vorne zum Anstieg gerichtet.

Beim aktiven Bodenkontakt der Stöcke bleiben Ellbogen- und Schultergelenk stabil. In dieser Phase wird die Bauchmuskulatur bestmöglich angespannt und Teile der Oberkörpermasse aktiv und zielstrebig auf die Stöcke gebracht um die Gewichtskraft der eingesetzten Körperteile zu nutzen. Der erste vortriebsnotwendige Impuls in dieser Phase entsteht somit durch statische Kraft, die mit der Hangneigung ansteigt. Die Arm-Kopf-Rumpf-Winkel bleiben gleich zur Ausgangsposition.

Durch Beugen des Oberkörpers erfolgt ein im Vergleich zur Ebene rascherer gleichzeitiger und zeitlich-räumlich abgestimmter dynamischer, stetiger vortriebswirksamer schnellkräftiger Impuls aus Arm– und Schultermuskulatur. Der Ellenbogenwinkel soll dabei möglichst lange konstant bleiben bis der Oberarm parallel zum Rumpf verläuft. Der Oberarm-Rumpf-
Winkel verringert sich mit der Beugung. Der obere Rücken ist leicht abgerundet.

Die Beugung endet im kleinstmöglichen Hüftwinkel. Der Stock wird bis zur Armstreckung mit Druck versehen. Die Armstreckung endet räumlich und zeitlich früher als in der Ebene kurz hinter dem Becken. Das aktive Vorziehen der Arme und Stöcke mit dem gleichzeitigen und abgestimmten Aufrichten des Oberkörpers hin zur Ausgangsposition wird kontrolliert ohne muskulären Widerstand vollzogen. Die Frequenz der Gesamtbewegung steigt mit der Hangneigung.

 

Ausbildungsschwerpunkte - Doppelstockschub am Anstieg im Schlitten

Ausgangsposition

Stocksetzen

Armschubphase

Letzte Schubphase & Aufrichten

 DSS Schlitten Anstieg

  • Höchste KSP-Position spürbar und sichtbar
  • Individuellen Hand-Kopf-Abstand beachten
  • Kopfhaltung neutral
  • Blickrichtung nach vorne zum Anstieg
  • Schultern entspannt
  • Oberkörper leicht nach vorne geneigt
  • Hohlkreuz vermeiden
  • Stockspitzen vor der Bindung knapp über dem Boden
  • Hand-Kopf-Abstand beibehalten
  • Leichtes Oberkörperbeugen
  • Kräftiger Stockeinsatz vor der Bindung
  • Auf den Stock wirkende Masse spüren und halten durch
  • Bestmöglich angespannte Arm-, Schulter- und Rücken-/Rumpfmuskulatur
  • Rückenbeugung (soweit möglich) in sich gleichmäßig
  • Dazu rascher zeitlich-räumlich abgestimmter dynamischer Impuls aus Arm und Schulter über die gesamte Dauer der Bewegung
  • Kopfhaltung neutral zum Rücken
  • Ellenbogenwinkel bestmöglich konstant bis Oberarm auf Höhe Rumpf
  • Druck auf den Stock bis fast zur Armstreckung auf Höhe des Beckens
  • Rasch und kontrolliert den Stock am Körper nach vorne bringen
  • Gleichzeitiges und abgestimmtes Aufrichten des Oberkörpers bis hin zur Ausgangsposition
  • Stock in Ausgangsposition abstoppen mit kleinsten Fingern

Aus der frontalen Perspektive

  • Stöcke parallel
  • Stöcke nah am Schlitten
  • Blick nach vorne zum Anstieg
  • Hände im (fiktiven) Blickfeld
  • Ellenbogen nicht aktiv angehoben
  • Hände schulterbreit
  • Ellenbogen ähnlich weit auseinander
  • Blick wandert mit dem Vorbeugen mit
  • Hände-Kopf-Dreieck bleibt unverändert
  • Bauch/Rumpf bestmöglich bleiben stabil
  • Hände nah am Körper
  • Blick wandert mit Rückenbeugung mit
  • Impulsdauer und -Intensität an Geschwindigkeit und Gelände angepasst
  • Schieben bis zum fast gestreckten Arm auf Höhe des Beckens
  • Kurzes Stocklösen
  • Aufrichten und gleichzeitiges rasches aktives nach vorne-oben streben
  • Hände bis zur Ausgangsposition beim Vorschwingen nah am Körper
Abfahrtskurventechnik im Schlitten

Merkmale

Positionieren

Agieren

Stabilisieren

Die aerodynamischste Position der Abfahrt wird der Kurve angepasst, indem der Rumpf sich in Richtung Kurvenmitte neigt (KSP-Verlagerung nach innen) und der Blick zum Kurvenende gerichtet wird. Der Schlitten wir im äußeren Drittel des Kurvenbeginns positioniert und der Kurvenverlauf im Drittel nah am Kurvenscheitelpunkt geplant. Der äußere Stock wird nach außen abgewinkelt.

Der abgewinkelte Stock unterstützt in regelmäßigem Einsatz nach außen die Kurvenbewegung durch Driften. Der Blick folgt weiter dem Kurvenverlauf. Die KSP-Verlagerung zur Kurvenmitte wird effektiv genutzt.

Ständiges stabilisieren und neuausrichten des Schlittens unterstützt eine möglichst gleichmäßige und rasche Kurvenfahrt. Am Ende der Kurve wird geländeangepasst bspw. die aerodynamischste Position oder die Grundposition des Doppelstockschubes eingenommen.

Ausbildungsschwerpunkte 

Positionieren

Agieren

Stabilisieren

  • Optimale Positionierung auf der Strecke
  • Optimales Timing der Kurveneinleitung
  • Handlungsablauf klar
  • Kein Zögern
  • Aktive Armarbeit
  • Kurvenverlauf kontrollieren
  • Effektives, gefühlvolles Driften
  • Vorausschauend die Anforderungen des Streckenverlaufs im Blick

 

 

Spurwechsel

Spurwechsel

Der Spurwechsel erfordert besonderes Geschick und einen kurzen intensiven vertikalen Impuls kombiniert mit einem Impuls zur Richtungsänderung auf der richtungsabgewandten Seite. Dieser ist u.a. von der Stocklänge und den Schneebedingungen abhängig. Bilder: R. Kiefer.

 

Mögliche Übungen für das Techniktraining Schlitten

  • Schieben in verschiedenen Geländeformen und Schneearten
  • Achter schieben
  • Slalom bergab
  • Rhythmuswechsel
  • Spurwechsel
  • Synchronfahren, Schattenfahren
  • Schieben mit verschiedenen Stocklängen
  • Seilzug Übungen (AKZ)
  • Mit erhöhten/reduzierten Widerständen schieben
  • Diagonalschieben
  • Verschiedene Stocklängen nutzen
  • Flaches, leicht fallendes Gelände mit Slalom
  • Training in leicht überhöhten Kurven
  • Geschwindigkeitsgewöhnung
  • Training im Rollstuhl
  • Trainer*in hält und lenkt leicht mit in Abfahrten