Para
Langlauf
Para
Biathlon
Training inhomogener Gruppen
Para Ski Nordisch zählt zu den typischen Ausdauersportarten mit den Teildisziplinen Langlauf und Biathlon. Diese erfordern eine gute allgemeine Ausdauer und eine sehr gute Technik. Durch die Entwicklungen in den Disziplinen sind die Anforderungen an Kraft und Schnelligkeit immer wichtiger geworden. In den Sprintdisziplinen nimmt neben der Kraft die Schnelligkeit eine wichtige Rolle ein, nichtsdestotrotz bildet die aerobe Ausdauer mit der Erholungsfähigkeit die Basis, denn so kann sichergestellt werden, dass sich der Sportler zwischen den Rennen erholen kann.
Auf den längeren Strecken liegt der Schwerpunkt mehr auf der Kraftausdauer. Im Training mit Kindern und Jugendlichen muss von Anfang an viel Wert auf Koordination, Schnelligkeit, Kraft in der vortriebsrelevanten Muskulatur, Körperstabilität zur Übertragung der Kräfte und Ausdauer gelegt werden. Dies kann auch in Kombination mit gemeinsamen Übungen und Übungsformen mit hohem Aufforderungscharakter geschehen, um bewusst oder unbewusst erkannte und erfühlte Bewegungen zusammen mit deren Wirkung als Grundlage für das motorische Lernen zu nutzen (Friedrich, 2021).
Beim gemeinsamen Spiel bewegen sich die Kinder im Sinne der situativen Problemlösung auf Ski oder Schlitten. Das Bremsen, Beschleunigen, Richtungswechseln etc. geschieht unbewusst. Sie lernen implizit und situativ die motorischen Lösungswege und legen zudem deutlich längere Distanzen zurück als ihnen bewusst ist (Kiefer & Zipfel, 2015).
Sind die Behinderungs-, Wachstums- oder Geschlechterunterschiede groß in einer Gruppe, ist es sinnvoll, die Teilnehmer hierfür zu sensibilisieren und sie lösungsorientiert einzubinden. In variantenreichen Spielformen können diese Unterschiede unterschiedlich stark zur Geltung kommen, ggf. können evtl. Schwächen zu Stärken werden je nach Reglement und Spieldesign. Kreativität in den Organisationsformen ist gefragt, wenn das Betreuungsverhältnis für eine inhomogene Gruppe unvorteilhaft erscheint.
In dem Bemühen um Spielerfolg zeigen die Kinder und Jugendlichen physisches, kognitives und emotionales Engagement. Sie erproben ihre Lösungswege selbstständig und finden Kompromisse mit den anderen Kindern. Diese Interaktion untereinander sowie die Interaktion mit den Gegebenheiten der Situation fördern implizit und explizit koordinative, kooperativ-taktische und kommunikative Fertigkeiten, die gerade für Kinder von essentieller Bedeutung sind (J. Weineck, 2007).
Neben dem individuellen und allgemeinen Training wird dieses um kooperative Übungen und Spielformen ergänzt. Richtungswechsel, Sprints, situations- und geländeangepasstes Laufen und allgemeine Koordination können bspw. Sehr gut in Spielformen trainiert werden. Bei spielerischen, kompetitiven Übungen für das Schießen werden die erlernten Abläufe in neuen Situationen erprobt und so gefestigt.
Gleichzeitig hat das spielerische Miteinander auch gruppenkohäsionsförderndes Potenzial, denn kooperative Spielformen sind u.a. davon geprägt, dass Einzelne zwar ihre eigenen Ziele verfolgen, dabei jedoch fremde individuelle Ziele berücksichtigen, um ein gemeinsames Ziel zu erreichen. Dabei ist neben der eigenen Leistungsfähigkeit für das Erreichen der Ziele innerhalb der Spiele eine gelingende Interaktion und taktisches Geschick notwendig. Es wird neben der konditionellen und koordinativen Substanz somit auch die emotionale und mental-taktische Substanz trainiert (Birrer, Ruchti, & Morgan, 2015).
Eine möglichst große Auswahl von Übungen in Verbindung mit viel Erfahrung der Übungsleiter ermöglicht es, immer wieder neue Übungen durch Kombination oder Neukreation zu schaffen. So können für jede Situation und Gruppenzusammenstellungen Lösungen gefunden werden. Durch die Reflexion der Übungen entsteht neues Erfahrungswissen über die Teilnehmenden, die Gruppe und die Übung, welches in die weitere Planung einfließt. Dabei ist es irrelevant, ob es sich um explizite Technikübungen oder andere Spiel- und Übungsformen handelt. Diese Spiele und Übungen können dabei mit großzügiger Möblierung auf der Loipe, am Schießstand oder im Gelände, als Parcours mit Schneemodulationen, Schanzen, Wellen, Stangen, Hütchen etc., nur mit tragbaren Hilfsmitteln wie Bällen oder gänzlich ohne zusätzlich Material durchgeführt werden.
Skilanglauf - Technikparcours
Ein Beispiel für einen Parcours ist die Skitty World Nordic[1]. Sie bietet abwechslungsreiche Möglichkeiten im Sommer und Winter. Die meisten Stationen können ohne Anpassung, manche mit geringen, oft selbständigen Anpassungen, oder kreativen Umfahrungen von Para Sportlern bewältigt werden. Folgend ein Einblick aus dem Winter:
Zentral ist die Eigenschaft des Parcours, dass die Kinder und Jugendlichen die vielfältigen Herausforderungen selbst wählen und auch anpassen können. Diese Tatsache und das gemeinsame Miteinander fördern eine niedrige Belastungswahrnehmung im Kontext einer mittleren Intervallbelastung und somit das freudvolle Erleben mit geringer Zeitwahrnehmung. Zusätzlich erfolgt eine technische und konditionelle Beanspruchung, die sich gerade beim freien Bewegen in den für die Altersklassen relevanten trainingswirksamen Bereichen darstellt (Kiefer & Zipfel, 2015).
In unterhaltenden Technikelementen wird großer Spaß bei allen Schülern sichtbar, allerdings darf die Intensität des Laufens nicht unterschätzt werden– und zwar nicht nur von den Schülern, sondern auch von den Trainern. Die besondere Aufmerksamkeit der Trainer ist aus Sicherheitsgründen unerlässlich, der zusätzliche Einsatz von Pulsuhren wird empfohlen, denn das Training in der Skitty World Nordic macht den Kindern und Jugendlichen Spaß, ohne die Beanspruchung bewusst wahrzunehmen und steht somit in Kontrast zu anderen Trainingsformen. (Kiefer & Zipfel, 2015)
Das Gelände als Lehrmeister
Das Laufen im Tief- oder Altschnee außerhalb von Loipen kann vielfältige Kompetenzen und Fertigkeiten schulen. Tiefer Schnee fördert das Gleichgewicht und die effiziente Steuerung des Krafteinsatzes beim Beinabstoß und Armschub. Steiles Gelände beispielsweise fördert den Mut und die Überwindung sowie die geschwindigkeitsangepasste Regulation der Körperposition. Die Fähigkeit zur Tempokontrolle in flachem, aber ungleichmäßigem Gelände, fördert das Gleichgewicht und das Gefühl für Widerstand und Reibungskräfte, z. B. durch die taktile Sensomotorik in der Fußunterseite. Eine feinfühlige und abgestimmte Belastungsverteilung schult gleichzeitig den Rhythmus des Stockeinsatzes. Veränderte Schneebedingungen während einer Tour unterstützen die Umstellungs- und Antizipationsfertigkeiten. Harte und eisige Schneebedingungen, die hohe Geschwindigkeiten ermöglichen, können den maximal kleinen Kurvenradius und die notwendigen Körperschwerpunktverlagerungen und Kantwinkel verbessern.
[1] Hinweise zu Präparation, Aufbau und Pflege der Skitty World Nordic finden Sie hier: https://docplayer.org/146773980-Dsv-skitty-world-nordic.html