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Schwimmen

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Sichtung und Förderung

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Sichtung Förderung

Um den langfristigen Leistungsaufbau umzusetzen, sollten Sportlerinnen und Sportler mit Handicap früh für den Sport gewonnen werden. Der optimale Fall sieht vor, dass sie zwischen 5 und 6 Jahren das Schwimmen erlernen und somit für das Schwimmen begeistert werden können[1].

Für den paralympischen Schwimmsport kommen auf Grundlage des Klassifizierungssystems folgende Behinderungen in Frage:

  • Körperliche Behinderungen
  • Sehbehinderungen
  • Geistige Behinderungen bzw. intellektuelle Beeinträchtigungen/Lernbehinderung

Der Para Schwimmsport sucht nicht nur Sportlerinnen und Sportler mit angeborenen Beeinträchtigungen, sondern auch verunfallte oder erkrankte Athletinnen und Athleten. Kriterien zur Talentauswahl finden zunächst keine Berücksichtigung, weil die Grundgesamtheit an Nachwuchssportlerinnen und Nachwuchssportlern zu gering ist. Im weiteren Verlauf der persönlichen Entwicklung der Sportlerinnen und Sportler kann und muss es zur Sichtung und Auswahl entsprechend der Fähigkeiten und Fertigkeiten kommen.

Hinweis zur Eignung

Insbesondere in den Startklassen für Schwimmerinnen und Schwimmer mit leichteren körperlichen Behinderungen (S8 bis S10), leichteren Sehbehinderungen (S12 und S13) sowie in der Startklasse für Aktive mit geistiger Behinderung (S14), werden in höheren Trainingsetappen diejenigen Merkmale betrachtet, die die Leistungsentwicklung und damit ggf. auch Talentauswahl entscheidend mitbeeinflussen sowie bereits im olympischen Schwimmen vielfach erkannt und als Merkmale der Eignung diskutiert werden. Hierzu zählen bspw. anthropometrische Parameter wie Körperhöhe und Körperbau, die wesentlichen Einfluss auf die biomechanischen Voraussetzungen zur Erzeugung von Vortrieb haben (Morais et al., 2021).

Beispiel für einen erfolgreichen Quereinstieg
Tanja Scholz
Tanja Scholz (PSV Union Neumünster) ist ein gutes Beispiel dafür, dass sich „Nachwuchs“ im Behindertensport nicht auf einen Altersbereich festlegen lässt (Radtke, 2011): Sie ist Jahrgang 1984 und startet erst seit 2021 in der Startklasse S4. Nach einem Unfall im Jahr 2020 ist sie auf den Rollstuhl angewiesen und kann zudem ihren linken Arm nur eingeschränkt bewegen. In ihrem neuen Leben kann sie auf eine schwimmerische Ausbildung aus Kindheit und Jugend zurückgreifen, sodass ihr das Schwimmen heute Zugang zu mehr Gesundheit und sportlichem Erfolg bietet: Im Jahr 2022 wurde Tanja Scholz bereits mehrfache Weltmeisterin mit Weltrekordzeiten (Foto: Michael Pechtl).

 

Die Förderung des Nachwuchses obliegt den Vereinen bzw. dem Landesverband. Eine enge Zusammenarbeit mit den Vereinen und Stützpunkten des DSV ist wünschenswert, wenn es das Handicap zulässt.

Unterstützend werden Maßnahmen des Deutschen Behindertenverbandes (DBS) und der Deutschen Behindertenjugend (DBSJ) angeboten. Ziel ist es jährlich zwei bundesweite Sichtungslehrgänge sowie eine Wettkampfmaßnahme durchzuführen.

Sichtungsmaßnahmen können durchgeführt werden in/bei:

  • Vereinen
  • Schwimmschulen und Schulschwimmunterricht
  • Frühförderstellen
  • Förder- und Regelschulen in Zusammenarbeit mit den Landesschulbehörden
  • Rehabilitationseinrichtungen
  • Kliniken
  • Orthopädiemechanikern
  • Selbsthilfegruppen
  • Sonderpädagogischen Beratungsstellen
  • Landes- und Regionalmeisterschaften
  • Jugend trainiert für Paralympics
  • Jugendländercup der DBSJ (Vergleichswettkämpfe zwischen den jugendlichen Sportlerinnen und Sportlern der Landesverbände des Deutschen Behindertensportverbandes (DBS))
Modell Potsdam

Für Schülerinnen und Schüler mit Behinderung an Potsdamer Grundschulen besteht die Möglichkeit eine Ersatzleistung für den Schulsport in Anspruch zu nehmen, wenn Anleitung und Bewertung im inklusiven Sportunterricht zu aufwändig oder nicht möglich sind. Während der Schulzeit findet dann ersatzweise ein Schwimmunterricht in Verantwortung von Lehrkräften des Behinderten-Sportverbandes Brandenburg (BSB) statt. Eine Ausweitung auf weitere Schulen außerhalb Potsdams ist angestrebt.

Maßnahmen und Projekte wie dieses sind richtungsweisend: Durch die zunehmend inklusive Beschulung sind Kinder mit Handicap nicht mehr nur an Förderschulen zu finden, wo nachweislich weiterhin eher jene Kinder beschult werden, die besonders hohe Förderbedarfe aufweisen und damit meist weniger als sportliche Talente für den Leistungssport gelten können (Radtke, 2011). Suche und Gewinnung potenzieller Sportlerinnen und Sportler an Regelschulen haben daher eine besondere Bedeutung, was für Vereine bspw. über Kooperationen und Angebote im Ganztagsangebot realisiert werden kann.

Möglichkeiten einer Sichtung wären:

  • Talenttage[1]
  • Persönliche Anschreiben
  • Werbung mit Hilfe von Flyern, Mundpropaganda, Presse-/Medienarbeit
  • Schwimmlernkurse für Kinder/Jugendliche mit Handicap
  • Schwimmkampagnen für Selbsthilfegruppen

Zielstellung ist es Trainerinnen und Trainern, Lehrerinnen und Lehrern, Eltern und vor allem die Aktiven für den paralympischen Gedanken zu begeistern.

Mittlerweile haben die öffentlichen Medien ihre Berichterstattung über Sportevents massiv ausgebaut. Vor Jahren war u.a. die Berichterstattung von den Paralympischen Spielen eine Randnotiz, heute nimmt sie einen festen Stellenwert ein. Auch die Abteilung Schwimmen im Deutschen Behindertensportverband informiert regelmäßig über ihre Homepage über Regelwerke, aktuelle Informationen und Lehrgangsangebote für Trainerinnen und Trainer, Übungsleiterinnen und Übungsleiter sowie Kampfrichterinnen und Kampfrichter.

Insbesondere die Durchführung von Fortbildungen bzw. Inklusion von Ausbildungsinhalten in Fortbildungen des DSV für Trainerinnen und Trainer, Übungsleiterinnen und Übungsleiter sowie Kampfrichterinnen und Kampfrichter sowie die Durchführung inklusiver Veranstaltungen führten zu Nachwuchsgewinnung und Steigerung des Bekanntheitsgrades des paralympischen Schwimmens.

Die Bundestrainerin für Nachwuchs und der Referent für Bildung in der Abteilung Schwimmen des DBS stehen für Fragen gerne zur Verfügung.


[1] Für die Durchführung von Talenttagen bestehen umfangreiche Fördermöglichkeiten durch die Deutsche Behindertensportjugend (DBSJ). Siehe hier für Informationen und Handreichungen zu Planung, Beantragung und Durchführung.