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Mannschaftsführung und Mannschaftsbetreuung

Inhalt

Mannschaftsführung und Mannschaftsbetreuung

Mit Mannschaftsführung bezeichnet man die Maßnahmen des Trainers (Betreuer, Coach), die auf den sportlichen Erfolg abzielen.
MASSNAHMEN
•    Organisation und Gestaltung des Trainings
•    Erarbeitung eines taktischen Grundkonzepts
•    Organisation und pädagogische Maßnahmen im Wettkampf


Mit Mannschaftsbetreuung bezeichnet man die psychologische Führung durch den Trainer. (Erfolgserwartung; Rollenverständnis).
MASSNAHMEN
1.    sozioregulativer Art (soziale Formung der Mannschaft)
2.    psychoregulativer Art (individuelle Betreuung)


ZIELE
Die Ziele von Mannschaftsführung und -betreuung müssen übereinstimmen. Man kann fünf Ziele unterscheiden:
1.    Entwicklung der Leistung
2.    Festigung des Selbstvertrauens
3.    Entspannung bei Übersteuerung
4.    Aktivierung bei zu niedrigem Aktivitätsniveau
5.    Sicherung der Leistungsfähigkeit


Festigung der Spieler
Die Festigung des Selbstvertrauens/ Stabilisierung des Verhaltens gelingt mit Hilfe von:
•    autogenem Training (Angstabbau/Desensibilisierung)
•    rituellen Formen (z.B. Trikotfarbe, Heimkorb, Schlachtruf)
•    mentalem Training (nach Innen gerichtete Konzentration; vor dem inneren Auge ablaufende Spielzüge)
•    Selbstbefehlen (suggestives Abrufen von Signalworten steigert die Konzentration und kann die Handlung präzisieren)


Aktivierung
Zusätzliches Aufpuschen über das motorische Aufwärmen hinaus durch Zurufe und anspornende Zeichen. Dabei dürfen die Spieler nicht an die Grenze der Kontrollfähigkeit gebracht werden (z.B. durch Erzeugung von Hass).


Sicherung der Leistungsfähigkeit
Bei Verletzung – auch durch mentales Training, bei Leistungseinbrüchen kann eine Überforderung (Übertraining, Wettkampfstress) oder eine Unterforderung die Ursache sein. Leistungseinbrüche sind auch möglich aufgrund schwelender Spannungen oder offener Konflikte innerhalb der Mannschaft oder zwischen Mannschaft/ Einzelspieler und dem Trainer. Als regulative Maßnahme empfiehlt sich ein ›Psychodrama‹ in Form eines simulierten Rollentauschs.

PHASEN DES HANDLUNGSFELDES
Mannschaftsführung und -betreuung haben die Phasen der Vorbereitung, des Wettkampfes und der Nachbesinnung zu bedenken. Zur Vorbereitung gehören das freie Gespräch, Informationen und suggestive Formen der Aktivierung. Das Aufwärmen soll optimal auf den Wettkampf vorbereiten. Im Wettkampf stehen dem Trainer die Mittel des Spielerwechsels, der Auszeit, rituelle Formen, Zurufe und Gebärden zur Verfügung. Die Nachbesprechung sollte stets nach den Erfolgserlebnissen der Beteiligten und der Effektivität der Planung sowie der Spontanentscheidungen von Spielern/ Trainer fragen. 
Literatur: Hagedorn/Niedlich/ Schmidt: Basketball-Handbuch (s. Literaturverzeichnis)


SOZIOSTRUKTUR UND AUFBAU DER MANNSCHAFT
Eine Mannschaft wird bestimmt durch die Wechselwirkung einzelner auf die Gruppe und der Gruppe auf den Einzelnen. Der Einzelne mag die Gruppe aus verschiedenen Gründen suchen, z.B. weil er den sozialen Kontakt, das Gespräch, gemeinsame Unternehmungen braucht.
Manchmal erhofft er sich durch die Gruppe eine Aufwertung bzw. Bestätigung seines sozialen Ranges, die Gruppe wird zum Medium für Prestigedenken oder – positiver – zur Ausgleichschance für soziale Benachteiligung oder Versagen in Familie, Gesellschaft und/oder Beruf. Dies gilt verstärkt im Bereich des Behindertensports. Das Selbstbewusstsein und das Selbstverständnis des Einzelnen hängen somit wesentlich von der Wechselwirkung (Interaktion) zwischen Spieler und Gruppe ab (Mead 1968).
Die Gruppe ist ein ständiger Prozess, der bestimmt wird vom Wechsel der Mitglieder, ihren Motiven und den formellen und informellen Rollen. Die formellen Rollen sind die des Mannschaftsführers und die Spielpositionen, die informellen Rollen reichen vom Führer und Geführten zum Sympathischen und Erfolgreichen bis hin in alle Sozialformen der Gruppe. Bei Mannschaften mit vorherrschenden sozialen Bedürfnissen führen in der Regel die kontaktfreudigen, geselligen Spieler, in leistungsorientierten Mannschaften die erfolgreichen Spieler. Die Verteilung der unterschiedlichen Rollen können mit Hilfe eines Soziogramms und der gezielten Gesprächsführung ermittelt werden.
Literatur: Hagedorn/Niedlich/ Schmidt: Basketball-Handbuch Hofstätter, P. R.: Sozialpsychologie (s. Literaturverzeichnis)


Spielbeobachtung
Zur zielführenden Trainingsvorbereitung und einer erfolgreichen Trainingsarbeit ist es erforderlich, dass der Trainer sowohl die Spieler der eigenen Mannschaft als auch die des Gegners detailliert wahrnehmen und beobachten lernt und taktische Erfolge oder Misserfolge erkennt und analysieren kann. Video-Analyse und ›Scouting‹ sind in der heutigen Zeit aus dem Sport nicht mehr wegzudenken. Der jeweilige nächste Gegner wird im professionellen Sport sogar mit mehreren Scouts und entsprechendem umfangreichem Equipment detailliert analysiert. In der Praxis hat sich bewährt, die Defense- und Offensequalitäten des Gegners getrennt zu erfassen. Mit umfangreichen Aufnahmen werden Informationen über den Gegner über mehrere Spiele hinweg gesammelt. Je größer der zur Verfügung stehende Fundus, desto aussagekräftiger sind die darin enthaltenen Daten. Eine speziell erstellte Videoanalyse fasst die wichtigsten Erkenntnisse aus den gewonnenen Daten des Scoutings zusammen und kann dem eigenen Team anschaulich die Stärken und Schwächen des Gegners deutlich machen. Durch die Weiterentwicklung der Software zur Spielbeobachtung (siehe: www.ccc-software) kann mittlerweile jedes noch so kleine Detail direkt am Computer erfasst werden: der Spieler hat geworfen und hat getroffen oder nicht getroffen, die genaue Position wird festgehalten, die gespielte Zeit wird eingetragen und im Feld ›Bemerkung‹ wird kurz beschrieben, unter welchen Umständen der Korb zustande kam. Der parallel stattfindende Videomitschnitt hilft, alle Aktionen einer quantitativen und qualitativen Analyse zu unterziehen. Die so entstehende ›Informationsbank‹ enthält eine Fülle von Informationen, so dass der Coach zum zielorientierten Einsatz dieser Maßnahme immer eine entsprechende Vorauswahl treffen muss. Die Praxis zeigt, dass eine Spielvorbereitung mittels Videoanalyse längstens zehn Minuten dauern sollte.


KOMPONENTEN DER SPIELBEOBACHTUNG
Bei einer differenzierten Spielanalyse sollten nicht nur die technischen und taktischen, sondern auch die sozialen Komponenten erfasst werden. Soziale Komponenten sind im Zuge der verbalen bzw. vokalen Äußerungen, bei z.B. Freude, Ärger, Wut, Enttäuschung, und auch bei den nonverbalen Äußerungen, über Körperhaltungen, Gesichtsausdruck, etc. zu erfassen. Nachfolgend eine tabellarische Übersicht über eine mögliche Datenerfassung zu den technischen und taktischen Komponenten:

Angriff

Stärken, Schwächen

Assist

Wer, wie oft, wo, welche Gelegenheit

Ballgewinne

Wer, wie oft, wo, welche Gelegenheit

Ballverluste

Wer, wie oft, wo, welche Gelegenheit

Formationen

welche Spieler auf welcher Position

Kampfgeist

Unterschiede im Team feststellen

Kondition

Unterschiede im Team feststellen

Konstellation

Zusammenstellung der verschiedenen Aufstellungen

Punkteverteilung

welche Spieler mit welcher Punktzahl auf welcher Position

Reebounds

wer, wie oft, offensiv, defensiv

Spielsysteme

welche wurden gespielt, welche nicht, welche waren die Erfolgreichsten

Spielverständnis

Erkennen von Situationen

Starting Five

Variationen erfassen

Verteidigung

Stärken, Schwächen

Wurfleistung

wer, von wo, erfolgreich, nicht erfolgreich

 

COACH UND COACHING
Autoren: Hans-Dieter Groll und Peter Richarz (Lehr- und Trainerkommission RBB, Handbuch Rollstuhlbasketball 2018, S. 185-193)
Die Spielvorbereitung und Betreuung eines Rollstuhlbasketballteams ist die zentrale Aufgabe eines Trainers (engl. Coach).
»Die Stärke des Teams ist in der Stärke des Coaches. An vielen Tagen an denen ich ärgerlich oder verstimmt bin, spreche ich zunächst zu mir selbst und ich gehe erst wieder zu meinem Team, wenn ich Selbstsicherheit ausstrahlen kann. Ich muss der erste sein, der an sich glaubt, weil ich niemals meine Spieler hereinlegen kann!« (Vince Lombardi)
»The man they call coach«:
•    Stolziert wie ein eingesperrter Tiger an der Seitenlinie
•    Sein Verhalten ist im Wechsel psychopathisch, neurotisch, manisch-depressiv u. hysterisch
•    Ein menschliches Chamäleon, er spielt unterschiedliche Rollen: Vater-Figur, Stratege, Richter, Verwalter, Medienvertreter, Psychologe, Reisebegleiter
•    Je nach Spielsituation ist er der wohlerzogene Gentleman oder die laut schreiende Feuersirene oder auch das wild gestikulierende Fratzengesicht, was sich ›zum Affen macht‹.
Trainer sind verantwortlich für die Trainingssteuerung, d.h. für die Planung, Durchführung, Betreuung, Auswertung und Nachbereitung der Trainings- und Ausbildungsprozesse.


Unter Coaching versteht man im engeren Sinn jene Aufgaben des Trainers, die unmittelbar mit der Wettspielsteuerung (auch Wettkampflenkung) zu tun haben.
Konkret bezeichnet Coaching demnach die Gesamtheit aller Maßnahmen, Mittel und Wege der vorbereitenden Planung, Durchführung und Auswertung eines Wettkampfspiels. Beim Training geht es um die Leistungsentwicklung, während beim Coaching die Leistungsentfaltung im Vordergrund steht.

Training

Coaching

  • Leistungsvermögen optimieren
  • Erfolgsprogrammvarianten einprägen
  • Zusammenhänge erklären, erfahren und erleben lassen
  • Neues erwerben und festigen, anwenden und gezielt variieren lernen
  • Erworbenes „einüben“
  • Befähigen und Trainieren
  • Reserven schaffen
  • Fehler ausmerzen und korrigieren
  • Fordern und sanften Druck ausüben
  • Leistungsbereitschaft optimieren
  • An Programme und Strategien appellieren
  • Zusammenhänge aufzeigen und verdeutlichen
  • Gelerntes aktualisieren und situationsgemäß anwenden
  • Gelerntes „ausüben“
  • Bestärken und Anspornen
  • Reserven mobilisieren
  • Aufgabenorientiert zur Leistungssteigerung motivieren
  • Überzeugen und glaubwürdig zur Zieleerfüllung anstacheln

Coachen heißt vor allem, Spieler in psychologischer Hinsicht so zu betreuen, dass sie ihr Leistungsvermögen entfalten und uneingeschränkt und mit allen mobilisierten Reserven erfolgreich in die Tat umsetzen können.
Weiterhin muss der Coach das Thema Konfliktmanagement beachten und bearbeiten und sich mit der Frage befasse, wie kann ein Coach eine Mannschaft motivieren? Wie entsteht eine Mannschaft, was kann der Coach dazu beitragen, dass es einen Teamzusammenhalt gibt? Welche Interaktionsmöglichkeiten hat der Coach durch Ansprache, Diskussion, Einzelgespräch? Krisensituation: Wie kann sie durch kluges Coachverhalten geklärt werden?


In der Praxis sind drei wichtige Situationen besonders bei der Wettkampflenkung, Wettspielsteuerung beachtenswert:
•    Teamsitzung vor einem Spiel
•    Auszeiten, Halbzeitpause
•    Spielnachbesprechung


DIE ROLLE DES COACHES
An jeden Coach werden vielfältige Anforderungen und Erwartungen gestellt, es geht um Mannschaftsführung, die er nur erfüllen kann, wenn er sich mit dem eigenen Handeln selbstkritisch auseinandersetzt und den Willen zeigt, immer dazu zu lernen und sich weiter zu entwickeln.
»Der schlechte Trainer macht immer dieselben Fehler, der gute immer neue!«
•    Führungsanspruch/ Führungsposition
•    Der Trainer/ Coach hat einen ›abgesteckten‹ Kompetenzbereich
•    Gestaltung des Trainings


Gestaltung und Betreuung des Wettkampfs


Er setzt die Ziele. Er plant und organisiert. Er entscheidet. Er realisiert. Er kontrolliert.
Führungsstile:
1.    autoritärem Führungsstil
2.    Kooperativ-partnerschaftlichem Führungsstil
3.    Laisser-faire Führungsstil und
4.    Mischformen


Das ›Trainerhaus‹ und der persönliche Stil
Das ›Trainerhaus‹ ist ein stabiles, attraktives Erscheinungsbild auf solidem Fundament mit Ecken und Kanten (nach Hagedorn, G.):


Dach = Stil

Etage = Psychologe-Pädagoge-Coach-Repräsentanz

Keller= Fachkompetenz

Der persönliche Stil übernimmt die Funktion des Dachs. Ein Dach kann die unterschiedlichsten Formen haben, schützt das Haus in Verbindung mit der Fassade vor äußeren Einflüssen und prägt deutlich das Gesamterscheinungsbild.
Die Sozialkompetenz des Trainers/Coach
Ausprägung der Führungskompetenz:
1.    Sachkompetenz:
Ist die Fähigkeit, für die Sachbereiche Urteils- und Handlungsfähig und damit zuständig sein zu können und die Fähigkeit, Problemlösungsprozesse effizient zu gestalten.
2.    Selbstkompetenz
Bei der Selbstkompetenz geht es um Selbstverwirklichung bezüglich der Selbstentfaltung und der Selbstdisziplin, andererseits auch darum, wie ich persönlich mit Beanspruchungen umgehe (Selbststeuerungsfähigkeit). 
»Die wichtigste Person auf der Welt für sich ist jeder selbst und die muss ich zielgesteuert managen können.« (Eberspächer, H.) • »Wer sich nicht selbst managen kann, kann gar nichts managen.«
Bei der Selbstkompetenz spielt das Selbstgespräch eine entscheidende Rolle, denn nur wer im inneren Dialog zufrieden ist, kann auf Dauer überzeugen.
3.    Sozialkompetenz
Dies ist die Fähigkeit, zwischenmenschliche Beziehungen so zu gestalten, das die Interessen, Bedürfnisse und Motive des Partners berücksichtigt, richtig eingeschätzt und entwickelt werden, um ein gemeinsames Ziel zu erreichen. Es beinhaltet, konstruktiv mit anderen Menschen umgehen zu können und bedeutet, Erwartungen und Kommunikationsregeln anderer zu erkennen und an ihnen anzuknüpfen. Sie ist weiterhin die Kunst, andere dort abzuholen, wo sie sich gerade befinden. Es erfordert Dialog-, Konflikt-, Kritik-, und Strukturfähigkeit.

Anspruch und Coaching-Kompetenz:
 

Fachkompetenz

Soziale Kompetenz

Vermittlungskompetenz

  • Trainingslehre

 

 

 

 

 

  • Theorie und Praxis des RBB-Spiels (Technik, Taktik)
  • Leistungsdiagnostik und Talententwicklung
  • Spielphilosophie
  • Wettspielanalyse und Entwicklungsprognose
  • Fertigkeiten, die für die soziale Interaktion in einer Gruppe oder die für den einzelnen Spieler nützlich sind.
  • Empathie

 

 

  • Kommunikationsfähigkeit

 

  • Führungsstil
  • Methodik und Didaktik der Spielvermittlung

 

 

 

 

  • Pädagogische Erfahrung

 

 

 

  • Demonstrationsfähigkeiten

(Handbuch Basketball)
Beispiele für Kommunikation im Coach-Alltag:
•    Mannschaftsgespräch
•    Einzelgespräch
•    Auszeit und Anweisungen während des Spiels
•    Wettkampfdurchführung
•    Ansprache
•    Auszeit /Spielereinsatz- und Spielerwechsel
•    Wettkampfauswertung


Die Ansetzung regelmäßiger Teamzusammenkünfte ist eine wichtige Interaktionsmöglichkeit für den Coach.
Mannschaftsgespräche dienen der Erhaltung und Vertiefung des Teamgeistes, dem Austausch von Informationen, der Planung, der Korrektur, der Verbesserung der Beziehung zum Trainer oder zur Aufmunterung und Motivierung in schwierigen Situationen.


Ansprache
Bei der Ansprache hat nur der Coach das Wort. Die Organisationsform ist frontal, d.h. die Spieler sitzen in der Regel nebeneinander (Halbkreis) und der Coach steht davor. Der Zeitpunkt ist meist vor dem Spiel oder am Ende der Halbzeitpause. Der Coach nimmt Bezug auf gemeinsame Erkenntnisse. Die Informationen sind kurz gedrängt und beziehen sich auf bereits bekannte Informationen. Neue Informationen, die unter Umständen notwendig sind, sollten klar und direkt gegeben werden.
Die Ansprache sollte zuletzt auch psychologische Aspekte beinhalten, indem
•    Unsicheren Spielern die Angst genommen wird
•    Aufgeregte Spieler beruhigt werden
•    Zu ruhige Spieler motiviert werden
•    Allen Spielern noch einmal bewusst gemacht wird, dass sie ein Team sind.
Der Nachteil der Ansprache liegt darin, dass Spieler zu passiven Zuhörern werden und ihre persönliche Verantwortung zurückschrauben.


Mannschaftsgespräch

Eine Mannschaft kann nur funktionieren, wenn alle Mitglieder das gleiche Ziel haben, wenn das Verständnis der Mitspieler möglichst gut ist, wenn eine positive Stimmung herrscht und alle Spieler wissen, welche taktischen und strategischen Aufgaben sie selbst und ihre Mitspieler zu erfüllen haben. Ziel ist es, einen optimalen Erregungs- und Spannungszustand aufzubauen. Coach und Spieler haben gleichermaßen die Möglichkeiten, Fragen zu stellen, um eine einheitliche Auffassung zur Spielgestaltung sicherzustellen, individuelle und kollektive Aufgaben und Ziele abzustimmen und somit den Teamzusammenhalt und das kollektive Selbstvertrauen zu fördern. In der Diskussion können die Spieler ihre Erwartung deutlich machen und erfahren, was andere Spieler von ihnen erwarten.


Mannschaftsbesprechung vor dem Spiel

Organisation: mindestens 45 Minuten vor Spielbeginn, ruhiger, großer Raum und Taktikboard Inhalte:
•    Zielsetzung für das Spiel
•    Zum Gegner Stärken und Schwächen
•    Strategie der Spielphasen
•    Sonderaufgaben/Key-Player


Das Einzelgespräch
Es ist das wichtigste Kommunikationsmittel zwischen Spieler und Coach /Trainer. Häufige Gespräche fördern Verständnis und Sympathie, seltene Gespräche fördern Unsicherheit und Distanz. Das Einzelgespräch vermittelt nicht nur Informationen, sondern vertieft menschliche Beziehung und sichert das Selbstvertrauen. Mit Einzelgesprächen können Spieler ermutigt werden (»Versuche es! Du kannst es!«), besondere Informationen erhalten (»Achte besonders auf…!«), positiv bestärkt werden (»Weiter so!«).


Anweisungen des während Spiels
Hierunter fallen alle taktischen Anweisungen zur Spielgestaltung oder Verhaltensänderungen auf dem Spielfeld. Hierbei geht es um knappe und klare Handlungsanweisungen. Vor allem die Kommunikation mit den Führungsspielern erfolgt über diese Form des Coachings.

Auszeiten

Auszeiten sind das geeignete Mittel für den Coach, um den Spielverlauf während des laufenden Spiels positiv zu beeinflussen. Dieses Mittel der Wettkampfsteuerung ist aber von der Zahl und Zeit begrenzt. Der jeweilige Anlass bestimmt die Gestaltung der Auszeit.
Folgende Gründe sprechen für eine Auszeit:
•    Umstellen der Mannschaftstaktik
•    Spielfluss des Gegners unterbrechen
•    Erholungspause • Wachrütteln und Aktivierung
•    Korrektur taktischer Fehler
•    Absprachen spezieller taktischer Maßnahmen zum Spielend

Mögliche Auszeitaufteilung
0 – 15. Sekunde Ausruh-/Trinkphase - Keine Anweisungen!
16. – 30. Sekunde Erste Handlungsanweisung
31. – 45. Sekunde Zweite Handlungsanweisung, kurze, konstruktive Informationen
46. – 50. Sekunde Spielbereitschaft wiederherstellen, positive Verstärkung, Teamspruch
50. – 59. Sekunde Die Spieler nehmen ihre Spielerposition ein
60. Sekunde Spielfortsetzung

Dieses prinzipielle Vorgehen kann auch in Viertelpausen angewandt werden

Spielerwechsel
In einem leistungsfähigen Team sollten alle Spieler so viel wie möglich spielen. Der Spielereinsatz, immer unter dem zu beachtenden Aspekt der Klassifizierungsregel, lassen dem Coach viele Möglichkeiten des Spielereinsatzes. Der Spielereinsatz und Spielerwechsel ist somit eine sehr wichtige und taktisch bedeutsame Lenkungsmaßnahme des Coachs. Jeder Coach sollte ein Konzept entwickeln und dieses mit dem Team kommunizieren:
•    Wer bildet die ›Starting Five‹?
•    Wer wechselt für wen und wann? Und
•    In welchen Zeitpunkten im Spielverlauf stehen Wechsel an?


Je klarer die Regeln für Spielerwechsel im Vorfeld sind, umso reibungsloser und effektiver können sie im Spiel ablaufen. Beim Rollstuhlbasketball wird nicht nur auf Spielerpositionen (z.B. Center) gewechselt sondern es muss auch die Mannschaftsklassifizierungspunktzahl (max. 14,5 Punkte auf dem Feld) beachtet werden. Ist dies den Spielern im Vorfeld nicht klar, kann es zu ›falschen‹ Hoffnungen der Bankspieler kommen oder zu Stressreaktionen führen. Es kann zum Wechsel aus taktischen, aber auch aus erzieherischen Gründen kommen, Foulbelastungen, Zwistigkeiten, Verletzungen, Materialschäden etc.
Nach dem ›Handbuch Basketbal‹ gibt es keine belastbaren Hinweise darauf, dass die Wechselhäufigkeit oder der Wechselzeitpunkt in einem Zusammenhang mit dem Spielerfolg stehen. Die Wechselstrategie muss vielmehr auf die Spielstrategie abgestimmt und zugleich variabel sein. Dem einzuwechselnden Spieler sollte möglichst frühzeitig vor dem Spielerwechsel diese Absicht signalisiert werden, damit er genügend Zeit für seine psychophysische Einstimmung zur Verfügung hat. Der Coach erteilt, wenn notwendig, eine kurze Aufgabeninstruktion bzw. taktische Hinweise, in jedem Fall schickt er ihn mit einer positiven Bekräftigung zum Wechseln. Ebenso wird der Spieler, der vom Feld kommt, vom Coach und den Bankspielern in Empfang genommen. Er sollte ein Motivationsförderndes Feedback zu seinem Einsatz und den gezeigten Leistungen gegeben werden und eventuell auf seinen neuen Einsatz vorbereitet werden. Der Wechsel einzelner Spieler wird in der Regel bevorzugt, um so Brüche im Zusammenspiel zu vermeiden.


Wettkampfauswertung
•    Zwischen-Auswertung in den Halbzeitpausen
Ist vor allen Dingen durch das Halbzeitergebnis (Soll-Ist-Vergleich) beeinflusst. Zu hohe Siegesgewissheit und emotionale Lockerheit in der Pause führen bei manchen Teams zu Konzentrationsverlust. Coaches deren Teams in der Pause zurückliegen investieren in der Regel mehr in die Motivation und taktische Instruktion. Folgende Aspekte sollten in der Zwischenauswertung beachtet werden:
•    Realistische Bewertung des Spielstands
•    Klärung des aktuellen psychophysischen Zustandes der Spieler, Bewertung der Effektivität des eigenen Spielhandelns
•    Begründung von Veränderungen in der Taktik und/oder Aufstellung
•    Verweisen auf die Stärken des Teams, Formulierung konkreter Instruktionen und Erwartungen an das Spielverhalten
•    Motivation und emotionale Aktivierung.
Fehler eines Teams, das in Rückstand geraten ist, kann der Coach sehr wohl bewerten, aber er sollte dies nicht ausschließlich tun. Vielmehr muss der Coach seine Kompetenz und Energie darauf verwenden, dem Team Handlungs- und zukunftsorientierte Informationen und Hilfen zu geben, die es zur Fortsetzung des Spiels benötigt und im Übrigen auch erwartet.
Zur Gestaltung der Halbzeitpause empfehlen sich folgende Phasen:
•    Emotionale Reaktionen zulassen (Jubel, Dampf ablassen etc.)
•    Beruhigung und individuelle Bewältigung der Situation (Coping)
•    Ansprache durch den Coach (Information, Instruktion)
•    Konzentration (mentale Techniken, Selbstverstärkung)
•    Motivierung und Aktivierung
Die anschließende Wettkampfauswertung findet in einer gänzlich anderen Situation statt. Das Spielergebnis steht fest, die Emotionen haben sich gelegt und jeder Spieler hatte Zeit, sich mit seiner Leistung sachlich-rational auseinanderzusetzen. Dem Coach liegen objektive Leistungsparameter für jeden Spieler bzw. das Team vor: Spielprotokoll, Scoutingdaten, Videoaufzeichnungen
Als Trainer und Coach hat man eine große Verantwortung für die eigene Mannschaft. Fachliche Kompetenzen sind durch Erfahrungen und durch Aus-und Fortbildung erworben worden. In den letzten Jahren wurde immer deutlicher, dass psychologisches Wissen notwendig ist, um Selbstvertrauen aufzubauen, Problemsituationen frühzeitig zu erkennen, Krisen und ernsthaften Konflikten vorzubeugen oder zu bewältigen.
Mannschaftsport Rollstuhlbasketball ist komplex und dynamisch und stellt an jeden Trainer und Coach vielfältige Herausforderungen. Es gilt für Spieler wie für den Coach: Man ist sich immer selbst der größte Feind. Wenn der Kopf nicht mitmacht, hilft alles trainieren und spielen nichts, der Kopf ist der wichtigste Muskel.


Literatur und Quellenangaben
ANDREAS LAU/RAINER SCHLIERMANN Mentaltraining im Basketball und Rollstuhlbasketball Ein Handbuch für Trainer und Spieler Feldhaus Verlag Hamburg 2012
LOTHAR BÖSING, CHRISTIAN BAUER, HUBERT REMMERT, ANDREAS LAU Handbuch Basketball Meyer & Meyer Verlag, Aachen 2012
HANS-DIETER TROSSE Der erfolgreiche Trainer Meyer & Meyer Verlag Aachen 2000 Basketball Co@ches Corner


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Etwa 12 Minuten Lesedauer