Technikbeschreibung Passen und Fangen
Technikbeschreibung Passen und Fangen
Technik Passen und Fangen
Zur Grundausbildung eines jeden guten Rollstuhlbasketballers gehört vor allem das Passen und Fangen. Eine sichere Ballannahme und Ballabgabe ist die Basis für erfolgreiches Spielen. Ist eine Mannschaft im Ballbesitz, so ist es wichtig, den Ball durch sicheres Passspiel zu behalten, um mit einem Korbwurf abzuschließen. Der schnellste Weg, das Spielfeld zu überqueren, ist immer der Pass. Daher gilt die Faustregel: Passen geht vor Dribbling!
Passen und Fangen setzt eine optimale Ballkontrolle durch ein fein entwickeltes Ballgefühl der Spieler voraus. Um dies zu erreichen, muss insbesondere der Ballkontakt mit gespreizten Fingern geschult werden. Es gibt verschiedene Arten von Pässen, die je nach Spielsituation und Stellung der Mitspieler und Gegenspieler zur Anwendung kommen.
Am Anfang sollte der Ball mit beiden Händen gepasst werden. Um hochzuwerfen, muss der Ball tief gehalten werden. Geübte Spieler sollten mit einer Hand den Ball kontrollieren können. Die korrekte Ballhaltung beim Passen muss frühzeitig eingeübt werden. Der Ball wird mit beiden Händen gehalten. Die Hände befinden sich etwas hinter dem Ball, die Daumen berühren sich fast und zeigen zum Körper, die Finger befinden sich an den Seiten des Balls. Die Handflächen berühren den Ball nicht. Als visuelle Hilfe kann die Haltung der Hände als W beschrieben werden.
Passen
1. Bogenpass – Lob
Beim Bogenpass wird der Ball mit beiden Händen im hohen Bogen zum Mitspieler geworfen. Die Hände nehmen den Ball vom Schoß, führen ihn im Bogen zur Brust, zum Kinn und zur Stirn. Erst über dem Kopf wird der Ball mit energischem Abklappen der Handgelenke und Finger zum Partner gepasst.
Der Vorteil dieser Passvariante besteht darin, dass der Ball einen langen Weg zurücklegt. So hat der Mitspieler genügend Zeit, sich auf die Ballannahme vorzubereiten, um den Ball sicher fangen zu können.
2. Brustpass beidhändig
Das Zuspiel aus Brusthöhe erfolgt beidhändig und wird nur angewendet, wenn sich zwischen Passgeber und Mitspieler keine Gegenspieler befindet. Der Ball wird beidhändig vor der Brust geführt und leicht unter Zuhilfenahme der Handgelenke zum Körper gedreht. Die Arme werden anschließend kräftig in Richtung Mitspieler ausgestreckt und der Ball wird mit Abklappen der Handgelenke nach vorn unten losgelassen. Der Blick ist immer auf den Fänger gerichtet. Dieser Pass wird mit sehr viel Druck gespielt, so dass der Mitspieler schon ein geschickter Fänger sein muss, um diesen schnellen Ball sicher unter Kontrolle zu bekommen.
3. Bodenpass
Ein sehr sicherer Weg, den Ball zum Mitspieler zu passen, ist der Bodenpass. Dabei wird der Ball auf direktem Weg dem Partner zugespielt. Man prellt den Ball auf den Boden in Richtung Fänger. Der Ball sollte etwa nach zwei Dritteln des Passweges einmal auf den Boden aufsetzten, um direkt in den Schoß des Partners fallen zu können. Ein Bodenpass wird auch oft bei einem Pass übers ganze Feld genutzt. Dabei wird der Ball in den freien Raum nach vorgespielt. Der Mitspieler der den Schnellangriff fährt, kann den Ball dann erfahren. Dabei sollte drauf geachtet werden, dass der Ball keinen Vorwärtsdrall erhält, da er dann nur noch schwer zu erreichen ist.
4. Beidhändiger oder einhändiger Überkopfpass
Sieht man in der Wurfposition einen besser stehenden Mitspieler, so kann der Ball auch über Kopf zugespielt werden, jedoch allein aus dem Handgelenk, ohne Ausholbewegung und hart und schnell, geradlinig und nicht als Bodenpass. Der Beidhändige Überkopfpass ist eher für höher punktige Spieler, da sie keine zusätzliche Hand zur Sicherung am Rollstuhl brauchen.
5. Pass einhändig (Baseball-Pass)
Das einhändige Passen erfordert eine größere Geschicklichkeit und ein gut entwickeltes Ballgefühl. Der Ball wird in die weit gespreizte Hand gelegt, die sich seitlich über der Schulter befindet. Der Arm ist stark gebeugt, die zweite Hand fasst an den Greifreifen. Bei der Ausholbewegung wird die Schulter nach vorn geführt, der Arm wird gestreckt, das Handgelenk und Fingerspitzen werden abgeklappt. Dieser Pass eignet sich vor allem zur Überwindung von größeren Entfernungen, um zum Beispiel einen Schnellangriff einleiten zu können. Damit Mitspieler diesen langen Pass sicher aufnehmen können, sollte er als Bodenpass gespielt werden. (siehe Bodenpass)
6. Übungsformen zum Passen
- Aus ca. zwei Meter Entfernung wird der Ball gegen die Wand gepasst und wieder aufgefangen. Mit dieser Übung können unterschiedliche Passarten trainiert werden.
Beim Passen zu zweit stehen sich zwei Spieler in einem Abstand von ca. 4 Metern frontal gegenüber, dabei zeigen die Fußrasten beim Anfänger zueinander. Der Ball wird mit den verschiedenen Techniken gepasst.
o Als Variante und Weiterführung der oben beschriebenen Übung kann ein zweiter Ball hinzugenommen werden. Die Bälle werden gleichzeitig zugespielt, wobei ein Spieler den Bodenpass, der andere den Brustpass anwendet. - In der Dreiergruppe:
o Dabei kann das Zuspiel mit leichter Verteidigung geübt werden. Zwei Spieler stehen sich gegenüber und der Verteidiger in der Mitte.
o Eine weitere Übung in der Dreiergruppe ist: Die Spieler stehen im Dreieck. Zwei haben jeweils einen Ball. Dabei passen diese zwei nacheinander ihren Ball zum Dritten. Dieser passt den Ball so schnell es geht zurück. Auch hier können unterschiedliche Passvarianten geübt werden. Bei Fortgeschrittenen kann die Anzahl der Anspieler auf drei oder mehr erhöht werden.
Fangen
Das sichere Fangen des Balles setzt ebenfalls einige Fertigkeiten und die Umsetzung einiger Grundregeln voraus. Für die Fänger gelten die folgenden Prinzipien:
• Immer mit dem Pass rechnen,
• Ununterbrochen den Ball beobachten
• Mitspielern ein deutliches Signal zum Pass geben (zum Beispiel durch Handheben)
• Im richtigen Moment vom Spieler lösen
• Nach der Ballannahme den Körper bzw. Rollstuhl zwischen Ball und Gegenspieler bringen
Beim Fangen werden beide Hände benutzt. Sie werden dem Ball leicht entgegengestreckt. Dabei bilden die Hände einen Trichter, die Finger sind gespreizt, weisen leicht nach oben und die Daumen zeigen zueinander. Durch die Stellung der Daumen wird ein Durchgleiten des Balls verhindert. Nach dem Abholen des Balls wird der Schwung durch die Elastizität der Finger gestoppt und der Ball durch das Beugen der Arme an den Körper herangesaugt. Von dieser Position aus kann der Ball gleich weitergespielt werden.
Fangen mit einer Hand
In einigen Spielsituationen ist es notwendig, den Ball mit einer Hand fangen zu können. Das gelinkt am besten, wenn der seitlich zugespielte Ball zunächst mit einer Hand direkt auf den Boden geprellt wird. Die andere Hand kann mit Griff des Greifreifens stabilisieren. In manchen Situationen ist es vorteilhaft, wenn der Ball mit einer Hand gefangen wird, dass dieser direkt zur zweiten Hand geführt wird, um zu stabilisieren.
Fangen und Passen sind in den meisten Übungsformen eine Einheit. Die folgenden Übungen sind jedoch zur Schulung des Fangens, des peripheren Sehens und der Reaktion gedacht
• Die Spieler stehen sich zu zweit gegenüber. Der Passgeber spielt absichtlich ungenaue und schwer zu fangende Bälle. Die Fangende soll den Ball stets unter Kontrolle bringen und die korrekte Grundstellung einnehmen. Der Ball kann zurückgerollt werden, während der zweite Ball unterwegs ist.
• Fänger stehen mit dem Rücken zur Passgeber. Auf Zuruf dreht sich ein Fänger zur Ballannahme um.
• Fänger steht mit dem Rücken zum Ball an der Wand. Der Pass wird indirekt über die Wand gespielt
• Zur Schulung des peripheren Sehens wird der Fänger mit zwei Bällen aus unterschiedlichen Positionen gefüttert. Der Winkel kann nach jedem Pass etwas verändert werden.
Spielgemäße Übungsformen zum Passen und Fangen
• Das Spiel „Zehnerle“ schult Passen und Fangen zugleich: Dazu muss ein Spieler sich mit dem Ball im Abstand von einem oder mehreren Metern mit dem Gesicht zur Wand aufstellen.
o Zehnerle: Den Ball 10x mit beiden Händen gegen die Wand werfen und mit beiden Händen fangen.
o Neunerle: Den Ball 9x mit beiden Händen gegen die Wand passen und nur mit einer Hand wieder auffangen
o Achterle: Den Ball 8x mit der linken Hand gegen die Wand passen und mit der rechten wieder auffangen.
o Siebenerle: 7x den Ball mit der rechten Hand gegen die Wand passen und mit der linken wieder auffangen.
o Weitere Variationen bis zum Ende: Den Ball auf den Boden prellen, sich um die eigene Achse drehen, vor dem Fangen in die Hände klatschen o.ä. Dieses Spiel kann auch zu zweit an der Wand oder zweit gegenüber gespielt werden.
Passen und Fangen in Bewegung
• Bei dieser Übungsform zu zweit, fährt ein Mitspieler einige Meter von der Ballbesitzer weit weg, dreh sich dann zum Ballbesitzer, nimmt Blickkontakt auf und erwartet den Pass. Der Ballbesitzer muss den Ball halten und darf erst passen, wenn der Mitspieler seine Fangbereitschaft signalisiert.
• Seitlich geworfenen Ball: um solch einen Pass unter Kontrolle zu bringen, muss folgende Technik geübt werden: Ballbesitzer wirft den Ball in hohem Bogen zu einer Seite. Zu Ihm gerichteter Spieler dreht den Stuhl in die Richtung des geworfenen Balles und startet zu diesem Punkt, an dem er den Ball fangen kann. Der Ball wird gesichert, d.h. bei niedrig-punktigen Spielern auf den Schoß gelegt. Anschließend kann der Ball zum Passgeber zurück gepasst werden und man beginnt von vorn.
• Zwei Spieler fahren im Abstand von ca. 3 Metern von einer Grundlinie zur anderen. Dabei passen sie sich den Ball zu. Bei dieser Übung muss abgeschätzt werden, wie weit man vorfährt, damit man den Ball noch sicher passen und fangen kann.
• Übungsform in einer Gruppe in Kreisaufstellung. Ballbesitzer wirft einem beliebigen Mitspieler den Ball zu und folgt dem Passweg, ohne Rollstuhlkontakt mit anderen zu verursachen. Der Ball wird weiter gepasst, sodass viele gleichzeitig in Bewegung sind. Der Fahrweg kann durch den Kreis oder außenherum gewählt werden. Nach und nach können Bälle dazu genommen werden und Fahrtrichtungen und/oder Passvarianten verändert werden.
• Kreisaufstellung mit 8 Spielern und 2 Bällen (Schulung der Reaktion und der Raumbewegung): Die Beiden Ballbesitzer stehen sich gegenüber und passen den Ball zum rechten Nachbarn, dann fahren sie durch den Kreis zur gegenüberliegenden Position usw.
• Freie Übungsform in Partnerarbeit: die Partner passen sich den Ball zu. Der Ball wird zu Beginn nah beieinander direkt oder indirekt gepasst. Dann fahren die beiden Spieler weiter auseinander. Der eine passt den Ball hoch und weit in den Raum, Spieler versucht den Ball zu erobern, bremst ab und schickt dann den anderen auf die Gleiche Art.
• 3er-Gruppe: Achterlauf
o 3 Spieler stehen an der Grundlinie, 1. Mit Ball in der Mitte, 2 und 3 jeweils an der Außenlinie ohne Ball. Der Ball wird nach rechts gepasst und der Passgeber fährt seinem Pass hinterher zur Außenlinie, der Fänger passt den Ball wiederum nach links zum 2. Mitspieler und fährt seinem Ball ebenfalls hinterher. Usw. somit entstehen 8ten.
Passfinten
Um den Gegenspieler der Verteidigung des Passweges bzw. das Antizipieren des Balls zu erschweren, werden in der weiteren Ausbildung Täuschungen bzw. Finten trainiert. Eine Möglichkeit ist der sogenannte „No-Look-Pass“. Hierbei erfolgt das Passen des Balles zum Mitspieler, während in einen andere Richtung geschaut wird. Beim Passen mit vorausgehender Finte erfolgt das Antäuschen einer bestimmten Passform (z.B. einen Bodenpasses) anschließend wird eine andere Passform (z.B. Bodenpass) ausgeführt.